11. November 2023 - Zwei Wochen voller Seltenheiten
Langsam sieht man auf den Strassen die ersten Weihnachtsdekorationen und wird so erinnert, dass das Jahr 2023 langsam gegen Ende zu geht. Dieses Jahr waren einige wirklich gute Arten zum fotografieren sowie auch einige seltene Arten. Doch was in den nächsten zwei Wochen noch passieren wird, weiss ich nicht wann es dies zuletzt gegeben hat. Alles Begann mit einem Schwarzkehlchen Trupp am Chatzensee in der Nähe von Zürich. Unter diesen hat sich nämlich eine kleine sibirische Sensation geschlichen. Ein Vogel, welcher zuvor noch nie in der Schweiz gesichtet wurde, also ein sogenannter Erstnachweis. Ein Pallasschwarzkehlchen. Eigentlich hatte ich zu viel zu tun um hin zu gehen, doch als der hübsche Vogel entschied noch etwas zu bleiben und ich vom Studium aus sowiso nach Zürich musste, kombinierte ich dies und konnte am Nachmittag der hübsche Gast im schönsten Licht bestaunen. Nach fast 2 Monaten, in denen ich nicht mehr zum Fotografieren gekommen bin, ein herrlicher Moment!
Doch bei diesem Abschluss blieb es nicht. Denn eine starke Wind und Regenfront kam von Westen her und hielt über Tage an. In den Nachbarsländer wurden diverse seltene Arten, darunter sogar Meeresvögel entdeckt. Die Frage war nun, wann kommt etwas in die Schweiz? Was schlussendlich am Ostufer des Bielersees für mehrere Tage rastete, hätte wohl keiner Gedacht. Ein junger Zwergadler! Zwergadler sind mittlerweile fast jedes Jahr in der Schweiz zu sehen. Oft aber nur 1-2 Individuen die hoch am Himmel auf dem Durchzug das Land überqueren. Einer der über längere Zeit stationär ist, ist extrem speziell. Nebenbei ist er auch einer meiner absoluten Lieblingsvogelarten. Und ich musste mir die schönen Bilder ansehen, kam jedoch nicht weg von der Hochschule.. Doch am nächsten Tag ergriff ich die Chance und ging in aller früh los und konnte den edlen Greifvogel wunderschön beobachten und fotografieren.
Am Wochenende hatte ich dann endlich mal wieder Richtig Zeit um auf Foto Tour zu gehen. Und wieder war einige Tage zuvor eine Toprarität entdeckt worden, welche ich jedoch schon einmal sah. Die Kurzschnabelgans. An einem kleinen Weiher in der nähe des Bodensees rastete die Gans bereits einige Tage. Der Kälteeinbruch passte perfekt zur arktischen Gans und so fuhr ich früh am Morgen ins Thurgau. Die Gans war schnell gefunden und die Bilder im Kasten.
Am 11.11. wollte ich nach Bern ans Jahrestreffen des ChClub300 gehen. Perfekt für diesen Anlass wurde dann doch noch ein Vogel entdeckt, welcher vermutlich mit den starken Westwinden in die Schweiz getragen wurde. Ein Drosseluferläufer. Dieser Limikole gehört zu den häufigsten Limikolen in Amerika, in der Schweiz ist er dagegen mit 5 fünf Nachweisen eine absolute Ausnahmeerscheinung. Da Bern von mir aus auf dem Weg nach Genf liegt, war dies der perfekte Moment, vor dem Jahrestreffen noch eine weitere Art, welche ich noch nie gesehen habe zu finden. Der kleine Watvogel machte es mir nicht gerade leicht. Trotzdem das viele Ornithologen vor Ort waren, kriegte er es mit häufigem fliegen hin, sich von den Blicken zu verstecken. So dauerte es etwas, doch zum Schluss zeigte es sich mir sehr schön und von sehr Nahe. Bereits um 13:00 Uhr musste ich dann auch schon wieder los, war aber beim Abendprogramm bestens aufgehoben und mit den vielen anderen, welche ebenfalls zuvor nach Genf gereist sind, konnte man über den jungen Drosseluferläufer noch etwas fachsimpeln. Auch wenn ich in den letzten Monaten nicht mehr so stark den Seltenheiten nachjage, hat mich das Raritätenfieber nicht ganz losgelassen und diese Zwei Wochen mit drei neuen Arten und vier Topraritäten waren ein grosser Spass. Mal sehen was das Jahr noch so bringt - Das es praktisch vorbei ist, wage ich nun nicht mehr zu sagen.
14. August 2023 - Zwergdommel als Gartenvogel
Eine Zwergdommel während dem Morgenkaffee bei der Arbeit zu sehen ist wohl etwas, was sich nicht viele Vorstellen können. Und ich ehrlich gesagt auch nicht. Doch an meinem Arbeitsplatz hat es einen kleinen Gartenteich. Und im Juni gesellte sich eine Zwergdommel an diesen. Dies war schon ziemlich surreal. Doch als entgegen meiner Erwartung diese nicht nur herumstreifend war, sondern bereits mehere Tage dort blieb, wurde es noch erstaundlicher. Denn ein Weibchen gesellte sich zu ihm! Eigentlich brauchen Zwergdommeln grosse Schilffläche. Der Teich hat zwar Schilf, von grossen Flächen ist jedoch nicht zu reden. Dennoch reichte es den Dommeln offenbar um sich wohl zu fühlen. Denn im Juli konnten wir durch ein winziges Loch im Schilf auf einmal drei Schnäbel beobachten. Und zwar drei Schnäbel von Jungvögel. Da ich zu dieser Zeit fast täglich bei der Arbeit war, konnte ich das Heranwachsen bestens beobachten. Ein Highlight war, die junge Dommel beim Füttern zu beobachten. Das spezielle daran war, dass sie mit einem Teichrohrsänger gefüttert wurde! Dieser war nicht viel kleiner als sie. Beim Verspeisen hing längere Zeit noch ein Fuss aus dem Schnabel. Makaber, grausam, aber auch spannend. Denn so etwas kann man nur äusserst selten Beobachten! Mitte August, nach knapp Zwei Wochen im Nest, fingen die Zwergdommel-Küken dann an selber den Teich zu erkunden. Etwas tolpatschigkeit gab ihnen umso mehr Sympathiepunkte. Nach weiteren zwei Wochen waren sie dann endgültig Flügge und wenige Tage später machten sie sich bereits auf den Weg in den Süden, um in der Region um den Äquator den Winter zu verbringen.
29. April 2023 - Vogelinsel wird ihrem Namen mehr als gerecht
Im Frühling besuche ich gerne die Vogelinsel bei Préverenges am Genfersee. Für Limikolen ist dies ein wahrer Hotspot in der Schweiz und nicht selten halten sich gleich mehrere Arten dort auf, die ich auch nur selten zu Gesicht kriege. Dieses Jahr waren es jedoch nicht Limikolen, welche dort für Aufruhr sorgten sondern eine Dünnschnabelmöwe. Diese Art lebt in Südeuropa und ist in den letzten Jahren sehr selten geworden. Die junge Möwe war jedoch einige Minuten bevor ich das Gebiet erreichte weggeflogen und ich hatte ein wenig ein Möwen Flashback (siehe Blogeintrag vom Januar). Doch tragisch war dies nicht, denn die Insel bot genug anderes. Ich entdeckte auf einer kleinen Kiesbank ein Steinwälzer im Prachtkleid, welcher sich mir auf wenige Meter präsentierte. Weit im See draussen schwammen zwei Ohrentaucher und ein Odinshühnchen. Diese winzige und unglaublich niedliche Limikole ist eine Toprarität in der Schweiz und besonders aus dem Frühling existieren nur ganz wenige Nachweise. Weitere seltene Limikolen waren unter anderem drei Säbelschnäbler und ein Kiebitzregenpfeifer. Schwarzkopfmöwen waren in einer Rekordzahl von etwa 30 Individuen anwesend! Und auf einmal wurden alle Anwesenden Ornithologen unruhig denn eine Zwergseeschwalbe liess sich auf der Insel für wenige Minuten nieder. Nur sehr wenige Zwergseeschwalben erreichen die Schweiz und meistens bleiben sie auch nur für kurze Zeit. Deswegen ist es äusserst schwierig diese hier zu Gesicht zu bekommen und jede Sichtung ist ein absolutes Highlight! Ein Ornithologe machte sich auf die Suche nach der verschollenen Dünnschnabelmöwe und entdeckte diese Tatsächlich in der Nähe von Lausanne. Da dies auf meinem Rückweg liegt machte ich dort ein halt und konnte sie gerade noch sehen. Denn wenige Minuten später flog sie Richtung Seemitte ab. Ein Tag an dem so viele seltenheiten sich an einem Ort konzentrieren gibt es nicht oft und ich kann mich nicht erinnern das ich jemals etwas vergleichbares Erlebt hatte. Dieses mal war das Glück definitiv auf meiner Seite und ich konnte mehr als Zufrieden die Heimreise antreten, mit dem Wissen das ich ein Tag wie dieser wohl nicht mehr so schnell wieder erleben werde.
22. April 2023 - Seggenrohrsänger Invasion!
Einer der schönsten Singvögel war für mich immer der Seggenrohrsänger. Auch wenn er nicht in knalligen bunten Farben erscheint, ist sein Kontrastreiches Gefieder für mich ein besonders hübscher Anblick. Der Seggenrohrsänger ist jedoch weltweit vom aussterben Bedroht und mit gerade mal ca. 14'000 Brutpaaren (Stand 2021) ist er in Europa einer der seltensten Vogelarten. Als ich vor einigen Jahren in Weissrussland war, wo die Art ihren Verbreitungsschwerpunkt hat, stand dieser natürlich ganz oben mit auf der Liste. Und wir konnten ihn auch sehen! Allerdings auf enorme Distanz und an fotografieren brauchte man gar nicht erst zu denken..
Trotz seiner Seltenheit wird er in der Schweiz fast jährlich nachgewiesen. Doch meist rastet er nur kurz und eine Sichtung ist extrem schwierig. Denn diese Rohrsänger verhalten sich mehr wie eine Maus als wie ein Vogel. Gekonnt klettern sie in den Seggen und Schilfflächen herum, ohne je aus ihrer Deckung zu kommen. Mitte April gab es dann die erste Meldung von einem Seggenrohrsänger in der Westschweiz. Doch am nächsten Tag war dieser bereits wieder Weg. Dafür kamen gleich zwei neue und rasteten am Pfäffikersee in der Nähe von Zürich. Dies ist nicht all zu weit entfernt für mich, also wollte ich es probieren. Als ich durchs Naturschutzgebiet lief, kam mir bereits ein anderer Ornithologe entgegen und berichtete mit voller Freude das er noch da sei! Also war ich Top Motiviert und lief gleich noch etwas schneller. Ich wartete mehrere Stunden. Doch der heimliche Vogel wollte sich nicht mehr Blicken lassen. In den extrem Dichten Seggenbeständen braucht es schon enormes Glück, das dieser sich mal Zeigen würde. Und plötzlich kamen gleich zwei neue Meldungen. Eine vom Chatzensee, welcher auch nicht weit weg war. Angeblich sollen sich dort zwei Seggenrohrsänger wunderschön gezeigt haben! Eine weitere aus der Stillen Reuss wo sich offenbar noch ein weiteres Individuum aufhält. Nach langem Hin und Her überlegen, wo es wohl mehr Sinn macht sein Glück zu versuchen, entschied ich mich an den Chatzensee zu fahren. Dort waren ebenfalls bereits mehrere Ornithologen welche ihn Gesehen haben. Doch ich schien vom Pech verfolgt zu sein. Wieder zeigte sich nichts und die Stunden vergingen. Plötzlich eine Kurze Gesangsstrophe. Anhand von dieser konnten wir den Vogel Lokalisieren und sahen ihn weit Weg im Schilf. Doch es war dennoch ein Wunderschöner Anblick und ich war überglücklich das es doch noch geklappt hat! Anschliessend begab ich mich auf die Heimreise. Da ich an diesem Tag nichts weiteres geplant hatte und das Wetter zum Fotografieren optimal war entschied ich mich jedoch kurzfristig auch noch der dritte Standort am Flachsee zu versuchen. Wieder wollte sich der Seggenrohrsänger nicht zeigen. Dafür huschte ein Kleines Sumpfhuhn immer wieder durchs Schilfdickicht und Baumfalken jagdten über mir. Irgendwann entdeckte ich den Rohrsänger im Schilf. Extrem versteckt, immer im Dickicht, wie es sich gehört für diese Art - aber nicht wie man es als Fotograf hofft. Doch dieser Platz war ideal für eine Art wie diese. Denn einmal entdeckt konnte man ihn relativ gut verfolgen, da man immer wieder Gras- oder Schilfhalme sah, welche sich bewegten. Nach einigen Fotos auf welchen mehr Vegetation flog er auf einmal weg. Oder doch nicht? Wenige Augenblicke später entdeckte ich ihn am selben Platz an dem er vorher war. Es müssen zwei sein! Denn der andere Flog ans andere Ufer des Altarms und kam nicht mehr zurück. Etwas später geschah dann das, was ich den ganzen Tag erhoffte. Der Seggenrohrsänger bewegte sich auf eine Lücke im Schilf zu. Ich positionierte mich vor dieser und wartete bis er diese erreicht. Einige Minuten später traf er dort ein, setzte sich auf ein komplett frei stehenden Schilfhalm für wenige Sekunden und entschied dann wieder zurück zu gehen.. Noch immer hielt ich mein Atem an und kontrollierte die Bilder, hat wirklich alles gepasst? Tatsächlich. Die Einstellungen waren gut, die Situation unglaublich und mehr als ich mir je hätte erhoffen können. Ein einmaliger Moment! Bilder die man wohl nicht noch ein zweites Mal machen kann. Ich brauchte eine Weile um dies zu realisieren. Denn normalerweise findet man immer etwas das nicht passt. Dieses Mal nicht und das bei einer solchen Art von der es nur wenige gute Bilder gibt! An diesem Punkt entschied ich mich den Platz zu verlassen. Man muss aufhören wenn es am schönsten ist. Ich machte noch eine kleine Runde am Flachsee und dort gab es noch ein Teichwasserläufer als Abschiedsgeschenk. Was für ein Tag!
13. Januar 2023 - Die letzte Überbleibende
Die Dreizehenmöwe ist der Vogel mit dem ich nie Glück habe. Im Herbst 2022 gab es ein grossen Einflug in die Schweiz. Am Genfersee hielten sich gleich mehrere auf. Und ich war ebenfalls zwei Tage da, jedoch immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Eine Dreizehenmöwe bei Morges zeigte sich beispielsweise wunderschön als ich in Genf war, als ich dann am Nachmittag in Morges eintraf sah ich lediglich noch einige Ornithologen, welche mir erzählten das die Möwe vor 15min weggeflogen sei. Dann flog wieder eine Möwe in Genf ein, wo ich war bevor ich nach Morges ging... Frustriert nach diesen Fehlschlägen verfolgte ich die Dreizehenmöwen Situation nicht mehr gross. Bis in den Januar. Als mir auffiel das seit fast einem Monat eine Dreizehenmöwe mehrmals die Woche bei Montreux gesehen wurde. Ich behielt dies noch ein paar Tage im Auge und entschied mich dann die weite Reise doch nochmals anzutreten. Irgendwann muss ein Plan auch mal aufgehen. Und das tat er an diesem Tag. Als ich zu der Stelle lief an der die Möwe einen Tag zuvor gesehen wurde sah ich schon von weitem das da etwas anderes unter den Lachmöwen ist. Endlich! Die Dreizehenmöwe war unglaublich fotogen, fing im Sturzflug kleine Fische und zeigte sich extrem neugierig, indem sie mich immer wieder in gerade mal zwei Meter Distanz überflog und dann vor mir im See landete. Nachdem ich zwei Speicherkarten gefüllt hatte war dieser erfolgreiche Tag für mich beendet und es fühlte sich grossartig an, meine ''Endgegner'' Art endlich im Kasten zu haben.